Freitag, 28. September 2018
Letters to John #12
Lieber John,

Ich habe von dir geträumt. Es war Winter. Irgendwann kurz vor Weihnachten. Es war schon dunkel, aber in unserem Heimatdorf leutete der Schnee. Ich stand vor der Einfahrt meines Elternhauses und betrachtete das Schneetreiben. Ich wusste du warst nebenan bei meiner besten Freundin. Dein Auto stand am Straßenrand und war schon mit einem sanften Schneeschleier bedeckt. Alles war still und friedlich. Ich wollte deinen Weg nicht kreuzen, aber ich konnte nicht zurück ins Haus, so gebannt war ich von der Schönheit des Schnees. Die Tür ging auf und ich hörte fröhliche Stimme. Eine davon war deine. Ich geriet in Panik und wollte mich verstecken, aber ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich hörte das Knirschen von Schnee und aus irgendeinem Grund dachte ich, wenn ich mich überhaupt nicht bewege, dann siehst du mich nicht. Du gingst an mir vorbei zu deinem Auto ohne auch nur ein Wort zu sagen. Du stiegst in dein Auto und während du dein Handy anschlosst, betrachtete ich dein wunderschönes Gesicht aus der Ferne. In deinen Locken hatten sich Mehlreste und Schneeflocken vermischt. Du startetest dein Auto und das Licht ging aus. Schnell fuhrst du an, um dann ein paar Meter weiter direkt scharf zu bremsen. Ich löste mich aus meiner Starre und ging wie in Trance auf dich zu. Du warst ausgestiegen und formtest einen Schneeball. Der Schneeball traf mich hart ins Gesicht. Noch völlig verwirrt traf mich der nächste mit Wucht direkt auf die Brust. Das weckte mich endgültig und wir lieferten uns eine ausgelassene Schneeballschlacht. Lachend ließ ich mich in den Schnee fallen und du fielst auf mich. Ich roch deinen angenehmen Duft und spürte deinen warmen Atem an meiner Wange. Ich drehte mich, um dein Gesicht sehen zu können. Deine Wangen waren gerötet und deine Augen leuchteten hell. Für einen Moment schien es als wäre die Welt stehen geblieben und es gäbe nur uns zwei. Dein Lächeln verschwand, als mir heiße Tränen das Gesicht hinunter kullerten. Langsam richtetest du dich auf und gabst mir die Hand, um mir auf zu helfen. Du sahst mich noch einmal an mit einem undeutbaren Ausdruck im Gesicht und gingst zurück zum Auto. Ich weinte schweigend, während ich dich abfahren sah. Wir hatten die ganze Zeit nicht ein Wort gesagt.
Ich bin aufgewacht und wusste nicht mehr was los ist. Ist denn die ganze Welt so irre? Heute ist es drei Wochen her, dass du alles von mir bekommen hast. Habe ich überhaupt noch ein Herz? Ich spüre kaum noch etwas außer Einsamkeit. Gestern habe ich mir meine Universität angesehen und das Studentenwohnheim, in das ich einziehen werde. Ob du mich wohl jemals besuchen wirst? Die nächsten 6 Jahre werde ich hier verbringen. 500km von dir entfernt. Wirst du die Distanz nutzen, um mich ein für alle mal los zu werden, oder wirst du unserer Liebe noch eine Chance geben? Je länger ich warte, desto klarer wird deine Entscheidung für mich. Nächste Woche ziehe ich endgültig um und dann bin ich erstmal in meiner neuen Heimat. Ich habe keinen Appetit mehr. Kann mich kaum konzentrieren. Am Mittwoch bevor ich gefahren bin, lag ich geschüttelt von Schluchzern auf dem Boden und war für 2 Stunden unfähig aufzustehen. Meine beste Freundin findet meine Trauer bescheuert, wenn nicht sogar lächerlich. Aber du bist die Liebe meines Lebens, wie soll ich da nicht traurig sein? Ich habe absolut gar nichts mehr von dir gehört. Ich bin hier ganz alleine und vermisse dich schrecklich. Ich weiß, ich bin wahnsinnig egoistisch. Alle Erinnerungen an dich schwirren die ganze Zeit in meinem Kopf herum und machen mir das Herz schwer. Ich liebe dich John und auch wenn du es nicht willst, ich werde dich immer lieben.

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